Wohnmobil und Sardinien – das passt wie Faust aufs Auge. Dach den ersten klassischen Touren war für uns klar, dass wir einmal Sardinien mit dem Wohnmobil besuchen wollen. Ob es eine Rundreise (neudeutsch Roadtrip) werden soll oder ob wir eher an 1 – 2 Plätzen Station machen, war zum Start noch nicht festgelegt. Wir hatten uns vorgenommen, grob 2 bis 3 Ecken zu planen, zu denen wir auf jeden Fall möchten, und der Rest ergibt sich dann spontan.

Einzige Vorbereitung war die Buchung der Fähre. Von den drei Gesellschaften, die eine Überfahrt von Livorno nach Sardinien anbieten, gabe es keinen großen finanziellen Ausreiser. Wir haben uns daher für Grimaldi Lines entschieden und Überfahrt sowie Innenkabine gebucht.

Anfahrt

Von unserem Startpunkt in Süddeutschland ist sowohl die Brenner als auch San Bernadino Router eine Möglichkeit. Über Bodensee und Schweiz bietet sich für Wohnmobile über 3,5to allerdings an. Die Schwerlastabgabe ist in diesem Fall günstiger als die Maut durch Österreich. Zum einen desshalb und zum anderen wegen der reizvollen Landschaft haben wir uns für die Route über die Schweiz entschieden.

Für die Anfahrt haben wir uns genügend Zeit eingeplant. Start ist Freitag am frühen Vormittag bei Stuttgart. Die erste Etappe soll über Bodensee, Pfänder und dann in die Schweiz gehen. Vorbei an Liechtenstein über den San Bernadino. Die Nacht werden wir dann in der Nähe des Comer-Sees verbringen. Am Samstag früh dann gemütlich bis Pisa und den Tag dort am Strand genießen, bevor es am Abend in den Fährhafen von Livorno geht. Das dieser Plan noch gründlich durcheinander geworfen wird – wussten wir bei unseren Planungen noch nicht.

Die erste Etappe lief perfekt. Kaum Verkehr auf den Straßen und der Regen lies immer mehr nach. So waren wir gegen 14 Uhr in Como am Comer-See und fanden auf dem Stellplatz gut einen freien Platz. Früh anzukommen lohnt sich bei diesem Platz. Gegen Abend wurde es noch richtig voll und viele Wohnmobile mussten vor dem eigentlichen Stellplatz auf dem Parkplatz stehen (zwar umsonst, aber relativ schräg). Der Stellplatz in Como ist sehr schön angelegt. Strom, Ver.- und Entsorgung sind direkt vorhanden. Parkgebühren liegen mit 50ct / Stunden im normalen Bereich. Zu Fuß sind es ungefähr 15min bis ins Stadtzentrum oder an den See.

Beim Einparken auf dem Stellplatz dann die erste Hürde: Die Rückfahrkamera wollte nicht mehr und versagte ihren Dienst. Nachdem wir mit Hilfe der Beifahrerin eingeparkt hatten, also erstmal auf Fehlersuche. Direkt an der Kamera lies sich kein Fehler feststellen. Ich habe daher den Fehler relativ schnell an der Verkabelung vermutet. Nachdem ich das Navi/Radio ausgebaut hatte, zeigte sich der Fehler an der Stromversorgung der Kamera. Ein Stromdieb, mit dessen Hilfe 12V Plus abgegriffen wurde, war nicht mehr fest und hatte daher keinen guten Kontakt. Das Problem lies sich also relativ einfach beheben.

Nach einem gemütlichen Tag in Como und einer guten Nacht fuhren wir am Samstag zurück auf die Autobahn und in Richtung Pisa/Livorno. Da unsere Fähre ja erst am Abend gehen sollte, planten wir einen Stopp bei Pisa ein. In der Vorsaison ist die Strandbereich noch relativ leer und es war kein Problem einen Parkplatz zu finden. Etwas am Strand bummeln, etwas Mittagessen und dann noch gemütlich im Wohnmobil liegen und auf die Abfahrtszeit der Fähre warten. Meine Frau hat gerade einen Sekt geöffnet und gemütlich im Wohnmobil ein Glas getrunken, als ich mir nochmal die Unterlagen angeschaut hatte: Das Datum sprang mir direkt ins Gesicht! Ich hatte mich beim Datum geirrt und die Fähre einen Tag zu früh gebucht. Unsere Reservierung war also schon für gestern……

Nach einem kurzen Schock und Ärger (der bei mir deutlich länger anhielt, als bei meiner Frau) sind wir direkt zum Fährhafen nach Livorno gefahren um zu klären, ob noch etwas möcglich ist. Zum Glück war unser Urlaub in der Vorsaision und es war somit kein Problem ein neues Ticket zu bekommen. Am Ende zwar Schade um das Geld, aber der Urlaub war gerettet.

Nachdem ich mich noch ein paar Mal über meine Dusseligkeit geärgert hatte, sind wir gut auf die Fähre gekommen. Durch die Luftfederung und etwas schräg auf die Rampe lief der Ladevorgang ohne Probleme. Durch die Umbuchung hatten wir auch eine Junior-Suite auf der Fähre bekommen. Also noch etwas mehr Platz für die Nacht.

Auf Sardinien

Durch die Nachtfähre sind wir erholt um 7 Uhr auf Sardinien angekommen. MIt einem tollen Sonnenaufgang im Rücken begrüßte uns Olbia mit tollem Wetter. Unser Plan im Vorfeld war ja nur sehr grob. Ostküste runter und schauen wo’s schön ist. Das haben wir dann auch so gemacht. Direkt nach der Ankunft sind wir in Richtung Süden unterwegs. Die größen Lebensmittel-Läden bei Olbia haben wir bewusst nicht angesteuert, dort stehen direkt nach den Fährankünften massenweise Wohnmobile und versorgen sich. Wir wollten aber los und bewusst irgendwo auf dem Weg einkaufen.

Die SS125 verläuft sehr schön an der Küste entlang nach Süden. Während der Fahrt haben wir einige Stellplätze und Campingplätze im Reiseführer nachgeschlagen und haben uns dann spontan für den Osala Beach Garden in Orosei entschieden. Eigentlich ist der Platz als Wohnmobilstellplatz ausgewiesen. Mit eigenem Restaurant, Bar und tollem Zugang zum Strand aber durchaus mit einem Campingplatz zu vergleichen. Während unserer Reisezeit war auf der Insel noch sehr wenig los. Daher konnten wir uns die Plätze auch immer aussuchen. Auf dem Osalla Beach Garden standen bei unserer Ankunft nur zwei weitere Mobile. Kurzer Check-In, Stühle raus und die Markise aufgebaut. So werden wir die ersten 1-2 Tage unseres Urlaubes verbringen.

Am ersten Abend sind wir zum Abendessen nach Orosei. Da wir beide eBikes dabei hatten, sind die 3,5km kein Problem. Eher dann die Auswahl an Restaurants. Viele Restaurants sind im Mai noch geschlossen. Daher ist die Auswahl schon eingeschränkt. Wir haben aber eine tolle Pizzeria gefunden und wurden freundlich bedient. Pizza war super lecker und ein paar Gläser sardischen Weins haben zum gelungenen Abend beigetragen.

Nach etwas Erholung am Strand sollte es mit dem Wohnmobil weiter gehen. Als zweites Ziel haben wir die Gegend um Bari Sardo auserkohren. Allerdings wollten wir nicht direkt dort hin, sondern einen Abstecher über die Berge mit einigen kurzen Zwischenstopps machen. Orientiert haben wir uns an der Route 6 aus dem Sardinien Reiseführer für Sardinien. Allerdings war schnell klar, dass wir mit unseren fast 8m einfach zu groß für sardische Bergdörfer sind. Die Hoffnung, dass es am Ortseingang mal einen großen Parkplatz oder ähnliches gibt, mussten wir auch schnell aufgeben. Es gibt schon einen Grund, dass in der Berggegenden überwieden Kleinwagen zu sehen sind.

Nachdem wir, etwas gestresst, die ersten zwei Anläufe abgebrochen haben, sind wir über die Staatsstraße dann doch mehr oder weniger direkt in Richtung Bari Sardo gefahren. Auch hier fanden wir einen schönen Stellplatz. Nur getrennt durch die Küstenstraße liegt der Stellplatz Area Sosta Camper Tanca Di Orri. Die Stellplätze sind terassenförmig angelegt und teils mit tollen Bäumen im Schatten. Auch hier konnten wir uns den Platz wieder frei auswählen.

Arbatax

Absolutes Highlight unseres Aufenthaltes waren die zwei Tage in Arbatax. Am Nachmittag sind wir in den Hafen gefahren um uns für den folgenden Tag ein Boot zu mieten. In der Touristinfo war das fix erledigt und somit hatten wir noch einiges an Zeit. Also wollten wir natürlich den roten Felsen von Arbatax besuchen und konnten direkt am großen Parkplatz halten. Die Lage und Aussicht haben uns so gefallen, dass wir beschlossen haben hier eine Nacht zu verbringen. Zwar ist frei stehen auf Sardinien, wie überall in Italien, kaum möglich und erlaubt – in der Vorsaison wird es aber noch immer toleriert. Die Polizeit hatte uns sogar am Abend beusucht und ist ohne Kommentar an uns vorbei gefahren.

Durch die Übernachtung direkt am Hafen waren wir am kommenden Tag pünktlichst vor Ort und konnten unser Mietboot übernehmen. Eine Tour entlang der Küste von Arbatax nach Norden kann ich nur empfehlen. Egal ob mit dem Mietboot oder als Ausflug. Die Buchten und Grotten sind super schön und laden zu Badenpausen ein. Das Wasser war im Mai allerdings noch sehr frisch, so dass wir auf einen Badestopp verzichtet haben. Die Küste und das Meer lässt sich aber auch vom Boot aus genießen.

Übers Supramonte zum Agriturismo

Wer naturverbunden ist, sollte auf Sardinien auch einmal Agriturismo testen. Wobei es wohl DAS Agriturismo gar nicht gibt. Von einfachen Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Lande bis hin zu Campingplatz oder Resortähnlichen Anlagen gibt es alles. Wir hatten uns für den Rückweg in Richtung Olbia den Agriturismo S’Ozzastru – Dorgali ausgesucht und wollen dort eine Nacht verbringen.

Zuerst sollte es aber wieder auf die Straße gehen. Von Arbatax bis zu unserem Ziel sind es zwar nur rund 75km, aber diese werden sich ziehen. Die SS125 verläuft hier über das Supramonte – einem Gebirge, dass manch Pass in den Alpen in nichts nachsteht. Die Straße ist zwar sehr gut ausgebaut, aber schlängelt sich über viele Windungen bis auf 1070m. So benötigt man für die Strecke schon mal 2 Stunden. Wer gerne wandert, sollte hier auf jeden Fall mal einen Stopp einlegen. Durch den Tag auf dem Wasser, wollten wir aber lieber schnell in Richtung Übernachtungsplatz und genossen die Bergwelt aus dem Auto.

Nach gut 1:45 erreichten wir das Agriturismo S’Ozzastru – Dorgali und konnten uns direkt einen schönen Platz für die Nacht suchen.

Die Anlage ist auch schon mehr als nur ein Platz für die Nacht. Es gibt Gästezimmer / Ferienwohnungen sowie ein Restaurant und Pool. Leider hatten wir hier ebenfalls den Nachteil der frühen Urlaubszeit. Das Restaurant war leider noch nicht geöffnet und der Pool ebensowenig. Wir hatten zwar – wieder einmal – viel Platz und konnten uns beliebig hinstellen, aber konnten die Einrichtungen des Agritutismo leider nicht voll nutzen.

Nach einer ruhigen Nacht (von Kuhglocken, Schafen und Katzen mal abgesehen) ging es am nächsten Morgen zur letzten Station. Für die letzten 3 Tage haben wir uns den Camping Selema in St. Lucia herausgesucht.

Einmal Camping – St. Lucia

Die letzten Tage wollten wir nochmal richtig ausspannen. Um am Abreisetag nicht mehr zu weit fahren zu müssen, haben wir uns die Ecke um St. Lucia herausgesucht. Direkt am Meer gibt es zwei Plätze – wir konnten uns beide anschauen und haben uns dann für den Selema entschieden. Wiederholt freie Platzwahl für uns – allerdings nicht so einfach. Der Platz hat einen relativ dichten Baumbestand und mit 7,5 WoMo haten wir schon so unsere Probleme eine Ecke zu finden.

Schlussendlich haben wir aber einen schönen Stellplatz in der Nähe des Restaurants und des Pools gefunden und verbrachten die letzten Urlaubstage im Liegestuhl mit dem eBook in der Hand.

Einmal wollten wir noch eine Radtour zum Leuchtturm unternehmen – der Radweg, den uns die Outdoor-App angegeben hatte, war aber ein Trampelpfad am Strand und absolut nicht fahrbar. Damit blieb das bei einem kurzen Ausflug.

Zum Platz gibt es nicht viel zu sagen. Restaurant und Pool direkt am Platz, einen kleinen Laden für die Brötchen am Morgen gab es auch. Über einen Weg erreicht man direkt den Strand von St. Lucia. Ver- und Entsorgung ist direkt am Platz vorhanden (Entsorgungssstation auf einem Geläden, über die Straße). So konnten wir vor der Fähre nochmal den Abwassertank leeren.

Heimreise

Auch der schönste Urlaub geht irgendwann zu Ende. Im Gegensatz zur Hinreise war ich mir dieses Mal auch sicher, das richtige Datum zu haben (ja, ich habe es mehrmals gecheckt)…). Im Gegensatz zu Livorno lief die Einschiffung in Olbia extrem relaxt ab. Wir waren relativ früh da und konnten als eine der ersten Fahrzeuge in die Fähre fahren. So konnten wir noch einige Zeit auf Deck verbringen, bevor die Fähre dann auslief. Gefühlt waren deutlich weniger Leute auf der Fähre, was auch die Ausschiffung sehr schnell vonstatten gehen lies. Nach nur wenigen Minuten waren wir von der Fähre und auf der Autobahn Richtung Heimat.

Für die Rückfahrt hatten wir dieselbe Route wie die Hinfahrt geplant. Bei bestem Wetter überquerten wir den San Bernardino und konnten die fantastische Natur der schweizer Alpen genießen. Der Verkehr wurde erst in Deutschland, ab dem Bodensee, wieder dichter. So kamen wir insgesamt gut zu Hause wieder an können auf einen wirklich gelungenen Urlaub zurückblicken. Wir werden Sardinien in guter Erinnerung behalten und sicher noch einmal die Insel besuchen – dann als Rundreise einmal um die Insel.

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