Ob man mobiles Internet im Wohnmobil benötigt oder nicht, löst sicher in vielen Bereichen eine kontroverse Diskussion aus. Wenn wir mit dem Wohnmobil unterweg sind, nutzen wir natürlich auch viele Online-Dienste und Apps. Ebenso möchten wir per WhatsApp und Co erreichbar bleiben und die Planung für die nächsten Tage über GoogleMaps oder WWW erledigen. Bisher ging das alles mit den mobilen Daten und Roaming ganz gut. Seit wir das Pumpkin 10.1 Radio eingebaut haben hat sich das etwas geändert. Das Android-Radio soll auch mit Internetdiensten versorgen werden und die Navigation benötigt für Updates und Live-Traffic ebenfalls eine Datenverbindung. Immer einen Hotspot am Handy einzurichten um mal kurz ein Update zu ziehen oder die Online-Apps im Radio zu nutzen, war dann einfach zu umständlich. Also musste eine Lösung für mobiles Internet im Wohnmobil her.
Schnellste und einfachste Lösung war ein Akku-LTE Router von D-Link. Das Gerät hatten wir noch aus einem früheren Kroatien-Urlaub um den Kids WLAN mit einer Datenkarte zu ermöglichen. Der Nachteil des Gerätes ist die sehr magere Akku-Laufzeit sowie einen relativ schwachen Chip. Ab 3 verbundenen Geräten wird der Router sehr heiß und der Akku leer sich merklich. Ich habe mich daher für eine professionellere Lösung entschieden um in Zukunft keinen (oder so wenig wie möglich) Stress mit dem System zu haben.
RUT955 für mobiles Internet im Wohnmobil
Nach einigen Recherchen bin ich auf die Teltonika Geräte gestoßen. In die nähere Auswahl fielen dan der RUT950 und der RUT955. Eigentlich beides fast baugleiche Geräte. Der RUT955 hat statt direkten Antennen, externe Antennen mit einem 1-2 Meter Anschluss dabei. Außerdem verfügt er zusätzlich über einen GPS Empfänger. Die Mehrkosten von ca 50 Euro habe ich in diesem Fall gesetzt und waren es mir auch wert. Zu beachten ist noch, dass es beide Geräte in einer WORLD-Edition gibt. Damit wären dann alle Frequenzen von LTE weltweit abgedeckt. Da ich mit unserem Wohnmobil wohl aber nicht in Asien, USA oder Australien sein werde, habe ich mir für die EU-Version entschieden.
Der RUT955 wurde innerhalb von 3 Tagen geliefert und macht einen guten und soliden Eindruck. Man merkt, dass der Router eigentlich für den Einsatz in Reisebussen und LKWs entwickelt wurde. Ein Metallgehäuse mit einer passiven Kühlung und einem breiten Spannungsbereich von 9-30 V erlaubt es, das Gerät direkt ins Bordnetz anzuschließen. In der Verpackung war der Router mit einem Steckernetzteil sowie den Antennen für WLAN (2x), LTE (2x) und GPS (1x) sowie ein LAN-Kabel.
Ich habe mich dazu entschieden den Router im Klappschrank über der Sitzbank anzubringen. Hier habe ich Zugang zu 12V sowie später die Möglichkeit doch noch eine Außenantenne anzubringen und im Schrank ein Loch ins Dach zu bohren. Für die Stromversorgung habe ich kurzerhand das Steckernetzteil abgeschnitten und die Anschlussleitung zur indirekten Beleuchtung unter dem Schrank geführt. Dort habe ich die bestehende 12V Leitung aufgetrennt und mit zwei WAGO-Klemmen den Anschluss für den RUT955 angeklemmt. Da ich ggf auch mal das LAN-Kabel nutzen möchte, habe ich gleich eine LAN-Einbaudose (Durchgangsdose) in das untere Brett des Schranken eingebaut. Die Durchgangsdose muss nicht aufwendig verkabelt werden, sondern es kann einfach von hinten ein LAN-Kabel eingesteckt werden.
Da ich aktuell noch keine Lust habe ein Loch ins Wohnmobil zu bohren, werde ich den Empfang zuerst mit den mitgelieferten Antennen testen. Ich vermute, dass die GFK Hülle nicht allzu viel abschirmen wird. Zwei Antennen habe ich mit Heißkleber direkt am Router befestigt und die anderen beiden Antennen übers Fahrerhaus zum großen Fenster geführt. So habe ich ein wenig Verteilung der Antennen. Ob sich das Bewährt, werde ich hier schreiben.
Nachdem alle Leitungen verlegt waren habe ich den Router mittels Spax-Schrauben an die Seitenwand montiert. Strom und alle Antennen angesteckt und den Router zum ersten Mal gebootet.
Die Konfiguration des Routers erfolgt über eine Web-Oberfläche wie man sie heute gewohnt ist. Der Router bietet mir eine Menge an Funktionen. Allerdings habe ich festgestellt das die Standardeinstellungen schon sehr gut passen und für viele User sicher ausreichend sind. Ich habe im ersten Schritt die Netzwerkkonfiguration umgestellt. Der Standard-IP Bereich liegt beim RUT955 bei 192.168.1.X – diese Netze benutzen aber relativ viele Systeme. Da ich mit dem Router auch ein WLAN eines Campingplatzes empfangen und routen kann, sollten sich die Netze unterscheiden, da sonst kein Routing erfolgt. Ich habe daher die IP Adresse auf 192.168.162.X geändert.
Im nächsten Schritt habe ich ein WLAN für das Wohnmobil eingerichtet. Das geht wie bei jedem WLAN-Router mit SSID sowie einem Passwort. Zusätzlich kann der Teltonika noch eine MAC-Adress-Filterung, die ich aber nicht eingerichtet habe. Damit der Router eine Verbindung ins Internet hat, muss der WAN-Bereich noch eingerichtet werden. Es stehen 3 Optionen zur Auswahl, wie sich der Router mit dem Internet verbindet. LAN, LTE oder WLAN. Die Reihenfolge habe ich für mich auf WLAN, LTE, LAN festgelegt. Der Router wechselt dann automatisch, sobald eine Verbindung nicht mehr vorhanden ist.
Für die Verbindung zu Hause habe ich den Router mit meinem WLAN im Haus eingerichtet. Über die Scan-Funktion listet der Router alle verfügbaren WLANs auf und man kann sich bequem mit einem Klick verbinden. Das ist auf einem Campingplatz mit gutem WLAN eine tolle Funktion. So kann ich meine Geräte im WoMo-WLAN lassen und nur der Router verbindet sich mit dem Campingplatz-WLAN. Das bietet mir zusätzliche Sicherheit durch die eingebaute Firewall und manchen Plätze begrenzen ja die Anzahl der Geräte.
Ich war sehr erstaunt, dass ich WLANs aus bis zu 150m Entfernung mit einer relativ guten Signatstärke gefunden habe. Die wurden auf dem Handy alle nicht angezeigt.
Wichtiger Hinweis: Wenn man die Scan Funktion nutzt, benötigt man einen Zugriff per LAN. Beim Scan wird wohl das WLAN Modul abgeschaltet und man fliegt aus der Oberfläche. Das ist etwas ärgerlich und hoffentlich bessert da Teltonika mal nach.
Sobald ich aus der Reichweite des WLANs fahre muss der Router auf LTE umschalten. Der RUT955 hat dazu 2 SIM-Steckplätze. Ich habe in den SIM-Slot 1 meine Zweitkarte mit dem O2 Unlimited-Tarif gesteckt und sofort ein gutes Signal bekommen. Den zweiten Slot werde ich ggf im Ausland mit einer Datenkarte eines lokalen Anbieters bestücken.
Als letzten Schritt habe ich noch das GPS aktiviert. Der Router kann seine Position empfangen und diese intern darstellen oder per E-Mail oder SMS senden. Außerdem hat der Router die Möglichkeit die aktuelle Position als MNEA Daten an einen Server zu senden. Ich werde darüber gesondert berichten und möchte mir dazu eine kleine Anwendung programmieren, wo ich die Position des Wohnmobils darstellen kann. Das sehe ich aber eher als nette Spielerei. Einen wirklicher Diebstahlschutz bietet es meiner Meinung nach nicht.
Fazit und nächste Schritte
Durch den Teltonika Router konnte ich ein mobiles Internet im Wohnmobil ermöglichen. Das Gerät macht mir einen guten Eindruck und die weiteren Möglichkeiten wie VPN-Client und Server sowie das GPS Tracking werde ich sicher noch angehen. Ich bin gespannt wie gut die Verbindung während der Fahrt ist. Sollte der Empfang insgesamt zu schlecht sein, werde ich mir noch eine Dachantenne zulegen.
Ich hoffe, dass ich mit dem Text auch andere für das Thema interessieren kann. Wenn ihr Fragen habt, schreibt mir einfach in den Kommentaren.
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